Was sind „Straßenkindern“?

Es gilt zu differenzieren zwischen Kindern, die auf der Straße arbeiten und Kinder, die tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Viele Kinder, die auf der Straße arbeiten, leben zu Hause und gehen neben der Arbeit in die Schule. Sie arbeiten teilweise freiwillig, andere werden dazu von ihrer Familie gezwungen.

Kinder, die auf der Straße leben, sind Straßenkinder im erweiterten Wortsinn, also Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die obdachlos oder von zu Hause weggelaufen sind oder ohne Angehörige, die für sich selbst sorgen müssen. Sie erledigen kleine Jobs für eine warme Mahlzeit oder erbetteln Geld, Lebensmittel und Zigaretten von Passanten oder Touristen; stehlen bisweilen. Gelegentlich ist dieses Leben mit Drogenkonsum und -Handel verknüpft, manchmal auch mit Prostitution und „Strich“ beiderlei Geschlechts. Sie leben zumeist an Bushaltestellen, in Bahnhöfen und leer stehenden Gebäuden, auf Bürgersteigen und in U-Bahn-Schächten.

 

Kennzeichnend für den Begriff Straßenkinder ist, dass es sich um Kinder handelt, die in einem Klima der Gewalt aufwachsen. Die teilweise aus ihren Familienhäusern fliehen, da sie dort nur Gewalt und Missbrauch erfahren.

Doch auch auf der Straße lebend werden die Kinder weiterhin Opfer von Gewalt. Polizei, private Sicherheitsdienste, Drogenmafia und die sogenannten Todesschwadronen üben massiven Druck und Gewalt auf die Kinder aus. Selbst die normale Bevölkerung reagiert oftmals abwehrend und aggressiv auf die Straßenkinder. Sie werden von Medien als Gewalttäter bezeichnet und dargestellt.

Fälle, in denen Straßenkinder nach einer Festnahme durch die Polizei spurlos verschwinden oder sogar auf offener Straße von Polizeibeamten erschossen werden, sind keine Seltenheit.

Ist es eine Lösung, Gewalt mit gegen Gewalt zu beantworten? Viele erachten dies als kontraproduktiv, da Gegengewalt die Abgrenzung nach außen erhöht und zu einer Eskalation der Gewalt führen kann.

Nachdem ein Jugendlicher in Sao Paolo erschossen von der Polizei erschossen wurde, kam es am 28.10.2013 zu massiven Aufständen, an denen hunderte von Jugendlichen in den Favelas beteiligt waren. Die Lage in Brasilien ist prekär und spitzt sich zu. Es scheint als ob sich nun die Betroffnen versuchen, eine Stimme zu verschaffen gegen die von ihnen als ungerecht empfundene Behandlung. Das Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gewinnt in Brasilien an politischem Fahrwasser und somit auch an internationaler Aufmerksamkeit.